Pflanzenbräute und Pflanzenverwandlungen im Zaubermärchen

Die Volksmärchen ranken sich häufig um entzückende Bräute, die in Pflanzengestalt erscheinen, aus ihr er- oder aus einer Pflanze emporsteigen. Metamorphosen von Mensch zu Pflanze und Pflanze zu Mensch finden sich in den Märchen weniger häufig als Tierverwandlungen, dennoch sind sie weltweit anzutreffen. Pflanzenbraut wie Tierbräutigam sind immer Teil einer Zweierbeziehung zwischen Mann und Frau, in der der menschliche Partner eine aktive Rolle bei der Erlösung und der damit einhergehenden Zurückgewinnung der menschlichen Gestalt einnimmt. Allein in den Begrifflichkeiten Pflanzenbraut und Tierbräutigam stoßen wir auf einen großen, wenn auch nicht ausnahmslosen Unterschied – nämlich, dass Tierverwandlungen in Märchen häufig Männer betreffen, während die Pflanzenverwandlung fast immer das weibliche Geschlecht betrifft. Beispiele wie die Schwanjungfrau oder der in einen Baum verwandelte Jüngling aus Grimms Die Alte im Wald gehören zu den selteneren Ausnahmen. Ein weiterer großer Unterschied zu den Tierbräutigamerzählungen und zugleich Merkmal der Pflanzenverwandlungen im Märchen ist, dass letzteren meist keine Verfluchung, Strafe oder böswillige Verwünschung durch Gegenspieler wie Dämonen, Hexen oder den Teufel vorausgehen.

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