Weihnachten am Ende der Welt – Ein Weihnachtsmann in Australien

Es war ein Tag, wie ihn Weihnachtsmänner lieben: draußen war es kalt, die Fensterscheiben trugen Eisblumen, der Kamin im Haus verbreitete wohlige Wärme und aus dem Stall hörte man das Schnaufen der Rentiere, die gerade frisches Heu bekommen hatten. Ich saß im Schaukelstuhl, neben mir auf dem Tisch dampfte Glühwein und vor mir lagen die Listen mit den Geschenken, die für die Kinder zusammengestellt und für die Bescherung in Säcke gepackt werden sollten. Alles lief normal und gemütlich – Weihnachten konnte ruhig kommen.

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Die Reise in das Land der Toten – Vorstellungen vom Tod bei den Ureinwohnern Australiens

Nach der Vorstellung der Ureinwohner Australiens sind Lebewesen eine Einheit aus spirit und Körper. Der Begriff „spirit“ ist zwar leicht zu übersetzen, aber er meint weitaus Komplexeres als nur „Seele“ oder „Geist“. Spirits gibt es in vielerlei Form – materiell (verkörpert in Menschen, Tieren, Pflanzen) und immateriell (Ahnengeister, Schöpfungsheroen, Geistkinder u.a.). Bevor ein Mensch entsteht, ist sein „spirit child“ (Geistkind) bereits vorhanden, ewig seit der Schöpfung der Welt in der Traumzeit. Es hat eine enge Verbindung zu einem bestimmten Ort, der später mit dem Totem und dem Land des jeweiligen Individuums verknüpft ist. Nach dem Tode, der Trennung von Körper und spirit, kehrt dieser dann wieder zu diesem Ort zurück. Diese Orte sind potentiell gefährlich, denn spirits können Krankheiten erzeugen und den Tod bringen. Man meidet solche Orte auf den Wanderungen durch das Stammesland.

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Von Menschen, Geistern und Wasser in der Mythologie der Ureinwohner Australiens

Der Kontinent Australien ist bekannt für seine Vielfalt an Naturräumen: ausgedehnte Wüstengebiete, tropische Regenwälder, Flussebenen und Meeresküsten, kleine und große Gebirgszüge, Steppen und ausgedehnte Grasebenen. An die verschiedenen Lebensräume und klimatischen Gegebenheiten haben sich die rund 600 Völker der Ureinwohner Australiens im Laufe vieler Jahrtausende angepasst. Sie entwickelten eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensweisen, Sprachen und sozialer Strukturen. Dennoch gibt es in den mythischen und religiösen Vorstellungen große gemeinsame Strukturen, die den ganzen Kontinent durchziehen. Der wohl bekannteste Begriff für die umfassenden mythischen Schöpfungsvorstellungen ist das „Dreaming“, im Deutschen bekannt als „Traumzeit“. Jonathan Neidjie, Angehöriger des Volkes der Gunjwinggu und Hüter eines Teiles des Kakadu National Parks im Norden Australiens, gab 1999 folgende Definition des Begriffes:

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Rotkäppchen in Australien

Ein Erlebnisbericht unserer Australienfachfrau Birgit Scheps-Bretschneider beim Erzählen von Grimms Märchen bei den Aborigines.

Simpson Wüste, Zentralaustralien 2001

Es ist später Nachmittag, wir sind eine lange Strecke gelaufen, haben im Wüstengebiet von pmara jutunta Buschpflaumen gesammelt und bereiten nun das Lager für den Abend und die Nacht vor.

Eine der Frauen macht Feuer, wir stellen unsere Billys, kleine verbeulte Alutöpfchen, in die Glut und kochen Tee. Wir Frauen sitzen nun zusammen und schwatzen, die Kinder suchen die Spinnifexbüschel nach kleinen Eidechsen ab und spähen nach Kaninchenlöchern. Die Jungen haben sich aus Ästen kleine Speere geschnitzt und wollen noch große Jagdbeute machen. Auch die Männer, die gemeinsam in der Wüste unterwegs waren, kommen nun zum Lagerplatz. Sie bringen zwei große Perentie-Echsen mit, die unser Abendbrot sein werden. John schneidet unten und oben am Bauch ein Loch in den Perentie und zieht dann den Darmtrakt heraus. Die Echsen können nun in die heiße Asche gelegt werden, der Rücken nach unten und der Bauch nach oben. Heiße Asche, etwas Glut und Erde obenauf – jetzt heißt es nur noch warten, bis alles gar ist.

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Maui – polynesischer Held und Trickster

Die Mythenwelt Polynesiens beheimatet eine Vielzahl göttlicher und gottähnlicher Wesen. Ihre Erscheinungen sind vielgestaltig, ebenso ihre Namen und ihre Taten. Sie sind reine Götter, Personifizierungen von Naturerscheinungen wie Sonne, Mond, Sterne, Gewitter oder Regen, Mischlinge zwischen Götterwesen und Mensch oder auch Menschen, die in der Obhut von Göttern heranwachsen und von ihnen besondere Fähigkeiten erhalten.

In den mythischen Geschichten Polynesiens begegnet man immer wieder einem Mann, der durch Schelmenstreiche, Magie und Zauberei sowie mit großer Abenteuerlust die Aufmerksamkeit der Menschen und der Götter auf sich zieht. Auf den verschiedenen Inseln Polynesiens variieren die Geschichten über seinen Namen, seine Taten und seine Abstammung, aber überall sprechen die Menschen von Maui oder Tikitiki mit Humor und Bewunderung. Er ist einer der beliebtesten mythischen Helden.

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