Geheim und unaussprechlich – antike Mysterien

Es durfte nicht darüber gesprochen werden oder es ließ sich vielleicht auch gar nicht in Worte fassen … Die Rede ist von einem Phänomen, das im antiken Griechenland und im römischen Reich weit verbreitet war, von  geheimen Kulten, durch deren Zeremonien die Eingeweihten ein Wissen von göttlichen Dingen erlangten, das sie heraushob aus der Anzahl der Uneingeweihten.  Sie waren damit in einen Kreis von Menschen eingetreten, die eines Versprechens teilhaftig geworden waren, das sich auf etwas Bleibendes bezog und ihrem Leben fortan eine tiefere Bedeutung verlieh. Freilich waren sie verpflichtet, über das zu schweigen, was ihnen im Verlaufe der Zeremonien mitgeteilt oder gezeigt worden war. Eine Verpflichtung, die im Großen und Ganzen auch eingehalten wurde, mit dem Resultat, dass wir über die Inhalte, eben über den Kern der Mysterien, sehr wenig wissen. Wir verfügen im Wesentlichen nur über Andeutungen in der Literatur –  ein gnostischer Autor teilte freilich wesentliche Einzelheiten über die Eleusinien mit – und über archäologische Befunde bei den Ausgrabungen diverser Heiligtümer.

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Eros und Aphrodite

Alles sei voll von Göttern, soll der griechische Philosoph Thales von Milet (6. Jahrhundert v. Chr.) gesagt haben. Er blieb damit, auch wenn er dieser Behauptung eine abstraktere, nicht-wörtliche Bedeutung gegeben haben mag, der Weltsicht seiner Zeitgenossen verbunden. In der Tat fassen polytheistische Weltbilder – und die alten Griechen waren ja Polytheisten – ihre Götter nicht als transzendente Wesenheiten auf, die der Welt gegenüberstehen, sondern als Teil der Welt. Und in diesem Sinne hatte das, was wir Natur nennen, teil am Göttlichen, und Götter wirkten auch hinein in die Lebensvollzüge der Menschen. Sie wachten über die einzelnen Lebensbereiche, wenngleich sie häufig zu komplexe Gestalten waren, als dass man sie restlos mit einer Funktion hätte identifizieren können. Für das, was man im weitesten Sinne Liebe nennen kann, waren zwei Gottheiten zuständig: Eros (Liebesbegehren) und Aphrodite. Sie haben die Antike überlebt und sind nicht zuletzt durch die Kunst des Abendlandes bis heute populär: die schöne junge Frau und ihr knabenhafter Begleiter, der meist mit Pfeil und Bogen und oft auch geflügelt dargestellt wird. Freilich sind sie auf ihrem langen Weg auch zu puren Versinnbildlichungen, zu Allegorien geworden. Für die antike Welt aber waren sie mehr.

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