Ilja Muromez – ein legendärer slawischer Recke

Einschneidende gesellschaftspolitische Ereignisse wie auch politische und militärische Konflikte können dazu führen, dass sich die Sicht auf weit zurückliegende legendäre Ereignisse fundamental ändert. Das betrifft auch die Wertung von Heldenfiguren, deren Erzählungen weit in die vorchristliche Geschichte bis ins Sagenhaft-Mythische zurückreichen, die urplötzlich neu interpretiert werden, polarisieren und einer nationalen Vereinnahmung unterliegen. Das trifft im osteuropäischen Kontext gerade auf das Erbe und die Tradition der Kiewer Rus zu, die von Russland, der Ukraine und Belarus für sich in Anspruch genommen werden. Zu den in diesem Zusammenhang anzuführenden Beispielen gehört auch die aus vorchristlicher Zeit stammende slawische Heldendichtung, die im ostslawischen Raum etwa seit dem 11. Jahrhundert entstand und fast immer historische Bezüge zu legendären Ereignisse und Helden aufweist. Zu den bekanntesten literarischen Texten gehört zweifelsohne das „Igorlied“ bzw. das „Lied von der Heerfahrt Igors“ über den missglückten Feldzug des gleichnamigen Fürsten von Nowgorod gegen die Polowzer Fürsten. „Wie wäre es, Brüder, wenn wir anfingen, nach den alten Überlieferungen die schwere Geschichte vom Zuge Igors zu erzählen, vom Zuge des Swjatoslawitsch.“[1] Eine immer wieder gern zitierte Textstelle aus dem „Igorlied“ lautet: „Es ist schwierig für den Kopf / ohne Schulter zu sein / Aber es ist genauso ein Unglück / für den Leib ohne Kopf zu sein.“ Außer Zweifel eine wichtige Aussage, die nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt hat.

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Es weihnachtet schwer 4.0: Das Neunerlei – Ein Weihnachtsbrauch

Ich bin im Vogtland geboren und aufgewachsen. Wer jetzt nicht weiß, wo das liegt (denn die meisten tun es nicht), es handelt sich dabei um die Region im Südwesten von Sachsen, die aber auch Gebiete von Bayern, Thüringen und Böhmen umfasst. Der Historiker Enno Bünz beschreibt sie folgendermaßen: “Unter den Kulturlandschaften Sachsens, … ist das Vogtland die kleinste, die freilich über ein ausgeprägtes, historisch gewachsenes Regionalbewusstsein verfügt.” Das ist eine diplomatische Art auszudrücken, dass so manche aus dieser Gegend sofort jeden berichtigen, der sie als “Sachsen” bezeichnet; sie seien keine Sachsen, sondern Vogtländer. Und die sind im allgemeinen als “kleines, zänkisches Bergvolk” verschrien.

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Es weihnachtet schwer 3.0: Der Weihnachtsmann – Ein traditionsreicher und moderner Mythos

“Morgen kommt der Weihnachtsmann,
Kommt mit seinen Gaben.”

So viele Bräuche und Traditionen ranken sich um die Adventszeit und das Weihnachtsfest. Am 6. Dezember bringt der Nikolaus für gute Kinder mit blankgeputzen Schuhen kleine Gaben, und mancherorts hat er seinen grausigen Gegenpart Krampus im Schlepptau, um unartige Kinder das Fürchten zu lehren. Der Nikolaustag ist, in gewissem Sinne, die Vorhut für das eigentliche Weihnachtsfest.

Ein Symbol der Weihnachtszeit

Bei manchen kommt er durch den Schornstein und packt die Geschenke unter den Weihnachtsbaum, bei anderen füllt er diese in Strümpfe, die am Kamin hängen. Und wieder in anderen Fällen kommt er am Heiligen Abend zu Besuch und bringt sie vor den Augen aller vorbei. Von Land zu Land, von Region zu Region, manchmal sogar von Familie zu Familie, variieren die Bräuche des weihnachtlichen Schenkens, doch meist gibt es nur einen, der dafür verantwortlich ist. Die Rede ist vom Weihnachtsmann, in unserer heutigen Zeit DER Weihnachtsfigur schlechthin. 

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