Zuerst waren die Blitze in seinem Kopf. Als Kind hatte Nikola Tesla die unheimliche Fähigkeit, Personen und Szenen genauestens zu visualisieren, so dass er oft nicht wusste, um welche Art von Realität es sich handelte: eine innere oder eine äußere. Oft waren diese Bilder von heftigen Blitzgewittern begleitet und er musste sich die Augen reiben, um sich seiner zu vergewissern. Den Ursprung dieser Erscheinungen konnte er sich nicht erklären. Es war eine solch störende Erfahrung, dass er lernen musste sich auf Gegenbilder zu konzentrieren. Nachdem er alle Dinge seiner näheren Umgebung dafür benutzt hatte, begab er sich auf lange mentale Reisen in die ganze Welt. Mit siebzehn bemerkte er, dass er alles visualisieren konnte, was er sich vornahm. Er brauchte keine Pläne zu zeichnen, sondern sah alle Schritte einer Konstruktion, alle Details einer Maschine im virtuellen Raum seiner Phantasie. Was er als unerwünschtes Sehen erlitt, sollte ihm später helfen, Erfindungen zu machen, die zu den wichtigsten des Jahrhunderts gehören: drahtlose Übertragung, Hochfrequenz, Wechselstrommotoren, Fernsteuerungssysteme oder die Turbinentechnik.
Tesla wurde 1856 im heutigen Kroatien geboren, im Gebiet Lika, an der bosnischen Grenze. Seine Eltern waren Serben, er sah sich immer als beides, serbisch und kroatisch, als Jugoslawen also. Das Verhältnis zu ihnen war eng, aber auch belastet. Als ein älterer Bruder, der in der Familie als das eigentliche Genie galt und von den Eltern besonders geliebt wurde, bei einem Reitunfall starb, fühlte sich Nikola zu besonderen Leistungen verpflichtet, um des Bruders Stelle einzunehmen. Daraus erklärt man eine Reihe merkwürdiger Verhaltensweisen, die zum Teil obsessiver Natur waren. Die Mutter, zu deren Vorfahren einige Erfinder gehörten, sang oft bei der Arbeit und machte den Sohn mit der mündlichen Tradition Serbiens vertraut. Der Vater, ein Geistlicher, dichtete und unterzeichnete seine Produkte mit dem Titel „Mann der Gerechtigkeit“. Für seinen Sohn hatte er sich besondere Erziehungsmethoden ausgedacht: immer ein gefährliches Experiment. Der Sohn sollte Gedankenlesen lernen, lange Sätze wiederholen und monströse rechnerische Übungen durchführen. Früh fielen aber die Talente Nikolas auf. Mit sechs Jahren gelang es ihm bei der feierlichen Vorführung einer neuen Feuerwehrpumpe, diese in Gang zu setzen, nachdem die Feuerwehrmänner es vergeblich versucht hatten. Er hatte keine Ahnung von dem Gerät, einzig sein Instinkt hatte ihn geleitet. Maschinen zogen ihn magisch an, wie das Vakuum und die Mathematik. Er konnte schneller rechnen als seine Lehrer. Eines Tages sah er auf einem romantischen Stahlstich zum ersten Mal die Niagara-Fälle und diese ließen das Bild eines riesigen Wasserrades vor seinem inneren Auge erstehen. Seinem Onkel teilte er mit, er werde nach Amerika gehen und aus diesen Wasserfällen titanische Energien holen. Dreißig Jahre später verwirklichte er diese Vision.
Eine Cholera-Epidemie 1873 fiel mit dem Abschied vom Gymnasium zusammen. Sein Vater versprach ihm, dass wenn er überlebe, er ihn nach Graz zum Ingenieurstudium schicken würde. Zuvor schickte er ihn jedoch in die wilden Berge, damit er wieder genese, denn Tesla war von schwächlicher Konstitution. In den Bergen konnte er sich ganz seinen Visionen hingeben. Er hatte immer Großes im Sinn und träumte von einem riesigen Rohr unter dem Atlantik für die Post oder sah einen gigantischen Ring, den man um den Äquator bauen und der sich um die Erde drehen würde. Mit dem Studium klappte es nicht recht; er widmete sich lieber der Jagd auf das andere Geschlecht und dem Trinken. Der Tod des Vaters führte ihn wieder auf die rechte Bahn zurück; er gab sogar das Kaffeetrinken auf, denn die Nachrufe in den Wiener Zeitungen hatten ihn nachdenklich gemacht. Er hatte daraus berechnet, dass 67 Prozent der Wiener an Herzversagen starben. Den Genussmitteln Tee und Kaffee warf er später vor, das Gehirn zu erschöpfen, dem Tabak sagte er nach, in demselben eine gewisse Oberflächlichkeit des Denkens zu erzeugen, während Kaugummi die Drüsen belaste.
In Budapest wurde er erstmals für Edison tätig, als er bei dem Aufbau einer Telefonzentrale half.
Eines Tages bemerkte er, dass seine Sinne zunehmend schärfer wurden als sie ohnehin schon waren. Er konnte eine Uhr vier Zimmer weiter durch die Wände hören. Wenn sich eine Fliege auf dem Tisch niederließ, vernahm er ein dumpfes Aufschlagen. Eine Kutsche, die einige Kilometer entfernt vorbeifuhr, ließ ihn erbeben. Vor dem Aufprall von Sonnenstrahlen auf seinem Schädel musste er unter Brücken flüchten. Nachts hörte er wie eine Fledermaus. Wie so manches Mal in seinem Leben kündigte sich auf diese Weise ein totaler Nervenzusammenbruch an. Er zuckte und zitterte am ganzen Körper, der Puls stieg auf 260. Die Ärzte gaben Tesla auf. Doch der Erfinder war unverwüstlich. Ein Dutzendmal soll er fast ertrunken sein; einmal wäre er beinah gekocht und verbrannt worden; er wurde lebendig vergraben, ging verschollen und entkam Hunden, Wildschweinen und dem Tod durch Erfrieren nur ganz knapp. Immer wieder richtete er sich auf, auch in Budapest stieg er erfrischt und energiegeladen vom Krankenbett. Seit Jahren hatte er sich mit einer neuen Art von Motor, dem Wechselstrommotor, beschäftigt, der Elektrizität besser und effektvoller in Bewegung und Geräte umsetzen sollte.
Unser gesamtes elektrisches System – von der Beleuchtung bis hin zur Elektronik – basiert heute zum größten Teil auf Wechsel- und nicht Gleichstrom.Der Zusammenbruch schien die Karten in seinem Gehirn neu gemischt zu haben. Er ahnte, dass die Lösung sich in seinem Kopf anbahnte, konnte aber noch keinen Ausdruck dafür finden. Eines Nachmittags ging er mit einem Freund im Budapester Stadtpark spazieren und rezitierte Gedichte. Damals konnte er ganze Bücher auswendig, darunter Goethes Faust. Die Sonne ging gerade unter und erinnerte ihn an Fausts Spaziergang mit Wagner vor dem Tore:
Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,
Dort eilt sie hin und fördert neues Leben.
Oh, dass kein Flügel mich vom Boden hebt
Ihr nach und immer nach zu streben!
—
Ein schöner Traum, indessen sie entweicht.
Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht
Kein körperlicher Flügel sich gesellen.
Wie er diese Verse ausspricht, trifft ihn die Erleuchtung. Er zeichnet schnell mit einem Stock die Diagramme in den Sand, die er sechs Jahre später vor dem American Institute of Electrical Engineers vorstellen wird. Er fühlt, dass dieses Geheimnis unter Todesgefahr der Natur abgerungen war.
Vielleicht war der Zusammenbruch Voraussetzung für diese Entdeckung. Vielleicht war es aber auch die Entdeckung – das innere Arbeiten an einer Lösung der Dichtung – , die ihn am Leben erhielt. Tesla war introspektiv und hat sich stets sehr genau beobachtet. Dabei stellte er fest, dass die Innensicht ihm immer wieder sein Leben gerettet hat und Grundlage für seinen Erfolg wurde. Bei aller Scharfsicht und Analyse vertraute er auf die Intuition, mit der er einst eine Feuerwehrpumpe reparieren konnte. Als er einmal als Gymnasiast schwer krank niederlag, fielen ihm die frühen Werke von Mark Twain in die Hände und er genas, möglicherweise, wie er schrieb, durch die Wirkung der Literatur. Ein Vierteljahrhundert später war er mit Mark Twain befreundet und berichtete ihm von diesem Erlebnis; woraufhin dieser große Mann des Lachens in Tränen ausgebrochen sein soll.
Im Jahre 1884 wanderte Tesla nach Amerika aus. Bei seiner Landung in New York – im Gepäck ein paar Gedichte und Artikel sowie Berechnungen über Flugmaschinen – glaubte er zu träumen: das Land schien ihm kulturell ein Jahrhundert hinter Europa herzuhinken. Wenig später hatte er jedoch das Gefühl, die Vereinigten Staaten seien Europa um hundert Jahre voraus. Hier konnte er jedenfalls seine großen Träume verwirklichen. Eine Empfehlung führte den immer makellos gekleideten, großen und südländisch aussehenden Serben zunächst zum mächtigen Zauberer Thomas A. Edison. Er traf ihn in schlechter Stimmung an. Im Hause des Millionärs Vanderbilt auf der Fifth Avenue hatte es gerade Kurzschlüsse mit Feuer gegeben. Elektrizität war in diesen Jahren noch mit einem mangelhaften Netz im Verbund. Nicht einmal der Präsident der Vereinigten Staaten durfte den Lichtschalter im Weißen Haus anfassen. Edison war außerdem unter Druck, weil ein Schiff im Hafen auf elektrische Reparaturen wartete und die Gesellschaft mit jeder Stunde viel Geld verlor. Der Empfehlungsbrief, den Tesla mitbrachte, war von einem englischen Ingenieur der Edison Company in Europa verfasst worden und lautete: „Ich kenne zwei große Männer und Sie sind der eine. Der andere ist dieser junge Mann!“ Edison war gar nicht begeistert, aber konnte gut einen neuen Techniker gebrauchen. So schickte er ihn auf das Schiff, das täglich Tausende Dollar kostete. Bald kam es jedoch zwischen den beiden Genies zu einer Kollision über eine finanzielle Vereinbarung, die Edison nicht einhielt. Der stolze Tesla verdingte sich daraufhin im Straßenbau und begann wieder von ganz vorne. Gleichzeitig baute er sich ein Labor auf, um seine Wechselstrommaschinen zu konstruieren. Edison hielt nichts vom Wechselstrom und so stießen die beiden bald wieder zusammen im sogenannten „Krieg der Ströme“, dem War of the Currents. In wenigen Jahren hatte Tesla 40 Patente eingereicht. Bald erhielt er einen ersten großen Auftrag: die erste elektrische Beleuchtung einer Weltausstellung, der Columbian Exposition in Chicago im Jahre 1893. Hier war das erste amerikanische Auto zu sehen, das erste Riesenrad und die erste Kinetoscop-Schau, eine Vorform des Kinos. Doch Teslas Wechselstrom-Anlage, die er im Auftrag von Westinghouse gebaut hatte, war der eigentliche Kern der Ausstellung. Als Präsident Cleveland zur Eröffnung einen Knopf drückte – diesmal durfte er es –, da leuchteten hunderttausend Lampen auf, ein Orchester spielte Händels Hallelujah, Fontänen schossen in die Höhe und Fahnen begannen zu flattern – alles unter dem Diktat der Elektrizität. Diese „Stadt aus Licht“ sollte später Frank L. Baum zu seiner Smaragdenen Stadt im Zauberer von Oz inspirieren.
Tesla liebte die elektrischen Spektakel über alles und machte sich selbst zum Magier des Stroms. In seiner eigenen Ausstellung auf der Messe buchstabierte er die Namen seiner Idole in Form von Neonröhren, die er gerade erfunden hatte: Faraday, Maxwell oder der serbische Dichter Zmaj. Sein eigener Körper sollte zum Medium der Elektrizität werden. In einer elektrischen Show trat er mit dicken Gummisohlen auf die Bühne und ließ einen Schlag von zwei Millionen Volt durch sich fahren. Eine Aura von blitzenden Flammen verwandelte ihn kurz in eine göttliche Erscheinung.
In New York liebte er den gesellschaftlichen Auftritt und befreundete sich mit Künstlern, Schauspielerinnen wie Millionären an, darunter die Vanderbilts, Rockefellers, Henry Ford und Mark Twain, er lernte Kipling kennen, Dvoràk und viele andere. Nur mit Frauen ließ er sich nicht ein. Nach eigenen Angaben zerstörte er mit 33 seine Sexualität, weil ihn eine französische Schauspielerin daran hinderte, sich auf etwas zu konzentrieren. Möglicherweise handelte es sich bei dieser Dame um Sarah Bernhardt. Vieles an ihm bleibt rätselhaft, zumal die Nachwelt sich nur ungenau erinnert. Einige sagten, er habe eine schrille hohe Stimme, andere meinten, er spräche doch sehr leise und mit tiefer Stimme. Einige erinnern sich an einen starken Akzent, andere wollen ein makelloses Englisch gehört haben. Nicht weniger Uneinigkeit herrscht über die Farbe seiner Augen und Haare.
Als Kind hatte er Fotos von den Niagara-Fällen gesehen und war von ihnen wie magisch angezogen worden; er wollte ihre Wasserkraft in elektrische Kraft umwandeln. Im Jahre 1890 wurde ihm die Chance gegeben, diesen Traum zu verwirklichen. Tesla sah darin eine weitere Bestätigung, dass seine Phantasie einen objektiven Charakter hatte. Was er sich vorstellte, war real. Doch der Weg dahin war schwierig. Finanzielle und technische Probleme türmten sich auf, Teslas Labor brannte ab, der Erfinder geriet in eine Krise. 1896, kurz vor Vollendung des Projekts, war alles wie gelähmt und in tiefsten Selbstzweifeln und der einzige Mensch, der die Antworten wusste, lag krank im Bett und schwieg. Am 16. November wurde die Wasserkraftanlage angeworfen – und wieder einmal zeigte sich, dass Teslas Pläne perfekt ausgedacht waren.
Auf einem Festbankett mit den Sponsoren hielt Tesla eine Rede, in der er die Bedeutung dieser Anlage als Modell für die Welt pries. Plötzlich aber unterbrachen ihn die Sponsoren, so dass er nicht fortfahren konnte. Sie hatten in dem zuvor verteilten Text gelesen, dass Tesla im Begriff war, eine neue Erfindung vorzustellen, die die Hochspannungsleitungen an den Niagarafällen überflüssig machen würde: die drahtlose Übertragung von Energie. Eine Sensation!
Der hydroelektrische Strom wurde zunächst in die Straßenbahn von Buffalo gespeist und später an die Haushalte. Niagara entwickelte sich in den nächsten Jahren mit weiteren Kraftwerken zu einem boomenden Industriegebiet. Im Volksgedächtnis wird dieser Erfolg meist mit Edison verbunden, doch war es Teslas Wechselstromanlage, die die eigentliche Grundlage bildete. Ähnlich erging es ihm mit der Erfindung der Übertragung von Radiowellen, die gemeinhin Marconi zugeschrieben werden. Im Jahre seines Todes 1943 sprach das Oberste Gericht der USA Tesla das Patent Nr. 645 576 für die Erfindung des Radios zu. Eine seiner wichtigsten Erfindungen gilt dem Bereich der ferngesteuerten Fahrzeuge. Er konnte sich ganze Kriege vorstellen, die nur noch ferngesteuert geführt wurden ohne die Beteiligung von Menschen. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs berechnete er dessen voraussichtliche Dauer, indem er die auf beiden Seiten vorhandenen technischen Ressourcen und Energien veranschlagte. Er kam auf eine Länge von höchstens 5 Jahren.
Drahtlosigkeit, Körperlosigkeit, immaterielle Wege der Übertragung – das waren technische Medien, die möglicherweise seinem Körpergefühl entsprachen. Er beschäftigte sich mit Automaten und Fernsteuerung, weil er sich selbst als ferngesteuerter Automat wahrnahm: eine Art Junggesellenmaschine. Frei um die Erde flottierende Ringe faszinierten ihn und aus dem Weltall glaubte er Signale von intelligenten Wesen empfangen zu haben. Er vermied jeden körperlichen Kontakt mit anderen Menschen. Allein der Gedanke, die Haare eines anderen zu berühren, verstörte ihn zutiefst, ebenso der Anblick von Ohrringen bei Frauen, von Perlen oder Pfirsichen. Er verspürte einen unangenehmen Geschmack im Mund, wenn er Papierschnitzel in einer Flüssigkeit sah. Beim Gehen pflegte er die Schritte zu zählen. Zu Tisch berechnete er den Kubikinhalt von Suppenschüsseln, Kaffeetassen und Speisen; ohne solche Kalkulationen konnte er seine Mahlzeiten nicht genießen. Alles was sich wiederholte, wurde durch die Zahl Drei geteilt. Nummern von Häusern und Stockwerken, die er bewohnte, mussten durch drei teilbar sein. Auch litt er an einer Manie, alles was er begonnen hatte, zu Ende zu führen. Einmal begann er die Werke Voltaires zu lesen, was er als Fehler einsah. Er musste feststellen, dass „dieses Monster gut einhundert kleingedruckte Bände veröffentlicht hatte, während es 72 Tassen schwarzen Kaffee am Tag zu sich nahm. Es musste getan werden, aber als ich das letzte Buch beiseitelegte, war ich höchst zufrieden und sagte: ‚Nie wieder!‘“
In den 1890er Jahren gehörte Tesla zu den bekanntesten und faszinierendsten Menschen der Welt. Eine faustische Atmosphäre umgab ihn und er wusste sie geschickt zu verdichten. Er experimentierte mit Röntgenstrahlen und entwickelte daraus eine Waffe, „Teslas Todesstrahl“. Bei seinen Experimenten konnte er solche Kräfte freisetzen, dass die ganze Umgebung von Schockwellen erschüttert wurde. Tische wackelten, Gips fiel von den Decken und Wände schwankten, so dass die Nachbarn an ein Erdbeben glaubten. Bei seinen Vorführungen mit Fernsteuermechanismen glaubte so mancher, Tesla würde die Schiffe und Maschinen mit Gedankenkraft antreiben. Ein berühmtes Foto zeigt ihn in seiner Werkstatt in Colorado Springs, wo er an Hochspannungssystemen arbeitete. Während über ihn die Blitze aus Spulen und Kugeln mit der Spannung von Millionen von Volt fahren, sitzt Tesla ungerührt auf einem Stuhl und liest ein Buch. Das ist Inszenierung kosmischer Spektakel, denn das Foto ist doppelt belichtet worden. Tesla, den einer seiner Assistenten als Mephistopheles bezeichnete, lief auf dicken Korkschuhen in seinen Anlagen herum, um nicht vom Blitz getroffen zu werden.
Sein größter Traum war schließlich das Anzapfen einer kosmischen Energie, die überall auf der Erde, im Universum zugänglich wäre. Er wollte nicht nur Signale um die Welt senden, sondern mit Hilfe von gigantischen Übertragungsstationen die Energie selbst. Er wollte Gott spielen, Nordlichter am Himmel produzieren und das Wetter steuern. Wie Teilhard de Chardin oder H.G. Wells träumte er von einem Weltgehirn, einer intelligenten Schicht über den Globus, die mit den Mitteln von Radio und Telefon entstehen sollte. Zu seinen Prophezeiungen ist das Handy zu rechnen, einem „Taschengerät“, mit dem man überall jeden erreichen könne. Auch wenn man ihn für einen Zauberer hielt, so blieb er doch Rationalist. Er hatte nur Spott für die Spiritisten und Theosophen, die bei ihm anklopften und ihn bis heute als einen geheimen Meister des Übernatürlichen verehren. Zu seinen Erfindungen gehört noch die Turbine sowie die Turbinenpumpe, mit der seit 1980 zunehmend Ölfelder und Bergwerke ausgerüstet wurden. Die Atomenergie hielt er für eine Sackgasse. Es war für ihn unvorstellbar, dass man Energie aus Atomen oder dem Zerfall von Elementen beziehen könnte. Einsteins Relativitätstheorie fand er anstößig. Die heutige Wissenschaft, sagte er, wandere durch Felder von mathematischen Gleichungen und verliere dabei die Realität. Er stellte sich auch den Bau eines Riesenauges vor, das die ganze Welt auf einmal wahrnehmen könnte. Mit 72 Jahren erhielt er das letzte Patent für ein Fluggerät, das eine Kombination aus Flugzeug und Hubschrauber darstellt.
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges bot er der britischen Regierung für 3 Millionen Dollar eine elektrische Strahlenwaffe an, mit der das Inselreich zu Lande, Luft und Wasser gegen alle Angriffe geschützt wäre. Durch den Rücktritt Chamberlains wurde dieses Projekt jedoch zunichte. Dagegen interessierte sich die Sowjetunion sehr für Teslas Angebote und testete 1939 auch einen Teil dieser Waffe. In seinen letzten Jahren ist von weiteren Geheimwaffen und kosmischen Energien die Rede, was so manche Verschwörungstheoretiker auf den Plan gerufen hat: haben die Politiker Tesla unterdrückt, seine Pläne verschwiegen, vernichtet oder verkauft? Sicher ist wohl, dass das amerikanische Verteidigungsministerium viele seiner Papiere an sich genommen hat und eine Reihe von Waffentests durchgeführt hat. Man vermutet, seine Ideen seien das Vorbild für Ronald Reagans SDI (Star Wars) Programm gewesen. Die Geheimnisse, die ihn bis heute umgeben, haben mit seinen fulminanten Gedanken zu tun und den Mächten, die um diese konkurrieren. Der Kalte Krieg tat das seine dazu, diese Legenden zu verdichten. Elemente seines Denkens finden sich in der Mikrowelle ebenso wie in der Ionosphärenforschung, also jene Region der Erdatmosphäre, durch die die Radiowellen übertragen werden. Diese Schicht wurde erst 1926 entdeckt, von Tesla aber schon um 1900 vorausgedacht. Die drahtlose Übertragung von Energie ist bis heute ein offenes Projekt und könnte für die Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.
Am Ende seines Lebens lebte Tesla, obwohl verarmt, über seine Verhältnisse, in einer Hotelsuite, deren Nummer zwar durch drei teilbar waren (3327), deren Rechnungen er aber nicht mehr bezahlen konnte. Er lebte hier allein mit seinen Ideen und seinen Tauben, die er auf der Straße oder im Park vor dem Tod gerettet hatte. Ihnen baute er auf seinem Hotelfenster Nester und eine kleine Taubendusche. Das Zimmer war voller Käfige. Mit einer weißen Taube verstand er sich so gut, dass man von einer telepathischen Beziehung reden darf. Gleichzeitig wuchs seine Angst vor Mikroben und Keimen ins Unendliche und er musste sich immer häufiger waschen. Zuvor war er aus einem anderen Hotel ausgewiesen worden wegen der hygienischen Verhältnisse, die seine Taubenwirtschaft darstellte. Er liebte das Kino und behauptete, seine besten Ideen seien ihm beim Anschauen von Western gekommen. Nach einem Unfall fieberte er und schickte einen Umschlag mit Geld an den lange verstorbenen Mark Twain. Danach klarte er auf und beriet Westinghouse, etwa sich im Bereich der Telegeodynamik zu engagieren: das Aufspüren von Mineralvorkommen durch Schwingungsmuster. Die heutige Geophysik arbeitet tatsächlich mit solchen akustischen Loten. 1943, im Alter von 86 Jahren starb er im Schlaf. Sein Sarg wurde mit einer jugoslawischen Fahne geschmückt.
Ein Freund, der amerikanische Autor Elmer Gertz, erzählte, dass Tesla immer ein Taschentuch bei sich trug, das er einst von Sarah Bernhardt erhalten hatte und dass er niemals wusch. Tesla kannte Goethes gesamte Dichtung auswendig. Er sprach meist von Vögeln, Tauben und Außersinnlicher Wahrnehmung. 1932 schrieb er sein einziges Gedicht. In diesen „Fragmenten des Olympischen Tratsches“ unterhalten sich die Olympier, während der Dichter sie am kosmischen Telefon belauscht, über Newton, den langhaarigen Einstein, Kelvin und Tesla. In Belgrad erinnert ein Museum an diesen visionären Erfinder.
Ein Beitrag von Prof. Elmar Schenkel
Margaret Cheney, Robert Uth, Tesla: Master of Lightning. New York: MetroBooks 2001.
Nikola Tesla, My Inventions. The Autobiography of Nikola Tesla. New York: Barnes and Noble 1995.
© Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie e. V.



Nikola Tesla mag ein Magier der Elektrizität gewesen sein. Entdeckt hat der die Elektrizität jedoch nicht. Thales von Milet entdeckte die Elektrizität ca. Mitte des 6. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung. Da ist auch die Rede von der Schule von Milet. Da suchte man nach dem Ursprung allen Seins, also nach der Arche. Wasser wurde als Ursprung allen Seins vermutet ->
https://www.mythologie-antike.com/t1563-neleus-mythologie-grunder-von-milet