Geschichten in mittelalterlichen irischen Handschriften: Mythos oder Literatur? 

Vortrag von Dr. Patrick McCafferty

In mittelalterlichen Klöstern von Irland und Schottland fertigten Mönche Manuskripte
mit religiösen Texten wie Evangelien und Predigten an. Einer der berühmtesten
religiösen Texte ist das Book of Kells mit seinen wunderschönen Verzierungen, das um 800 entstand. In den Klöstern war es auch Tradition, Geschichten über nichtchristliche Götter und legendäre Helden zu schreiben. Die frühesten Sammlungen solcher Geschichten stammen aus dem Book of the Dun Cow (1106) und dem Book of Leinster (ca. 1160). Diese Erzählungen sind in verschiedenen sprachlichen Formen verfasst – vom Altirischen des sechsten bis neunten Jahrhunderts bis zum Mittelirischen des zehnten bis zwölften Jahrhunderts.

Heute werden diese Geschichten hauptsächlich als eine Art Literatur betrachtet, als vorstellungsreiche und fiktionale Produkte von Gelehrten, die die Bibel und klassische Mythologie gut kannten. Dabei redet man seit Jahrzehnten nicht über Irische Mythologie, sondern über mittelalterliche irische Narrative.

Der Vortrag schlägt einen Bogen von den schriftlichen Überlieferungen in den Büchern hin zu den archäologischen Zeugnissen.


Dr. Patrick McCafferty

Dr. Patrick McCafferty, Studium der Chemie Ingenieurwesen, Betriebswirtschaft und Archäologie. Promotion zum Thema Kometen und Meteore in mittelalterlichen irischen Sagen an der Queens University Belfast. Dozent für Sprachpraxis im Institut für Anglistik an der Universität Leipzig. Stellvertretende Vorsitzender im Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie. Zahlreiche Vorträge zu archäologischen, mythologischen und astronomischen Themen.