American Gods – Der fantastische Roman als Spiegel der Seele

Die Analytische Psychologie nach C. G. Jung

American Gods, der Bestseller von Neil Gaiman, entführt den Leser in die Welt der Mythen und lädt damit eine Jungsche Analyse des Stoffes quasi mit offenen Armen ein.

Carl Gustav Jung, Begründer der analytischen Psychologie, dachte über die Psyche grundsätzlich holistisch nach und maß dem Mythos dabei erhebliche psychologische Bedeutung zu. Wohingegen modernere Therapieformen, wie die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT), hauptsächlich darauf gerichtet sind, Symptome handhabbar zu machen, ging er davon aus, dass äußeren Fehlanpassungen innere Konflikte zugrunde liegen, die grundsätzlich befriedet werden können und im Mythos ihren Ausdruck finden. Im Unterschied zu dem Modell seines ursprünglichen Lehrmeisters und Kollegen Sigmund Freud, ist Jungs Modell weitgehend unpersönlich. Die eigene Historie, die in der Psychoanalyse nach Freud hinter den Störungen liegt, bildet in der analytischen Psychologie nur eine dünne Schicht, und den eigentlichen Kern des Pudels, kann man nur in Auseinandersetzung mit den sogenannten Archetypen aufspüren.

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Lügen, Tricks und Todesschüsse. Odysseus, der etwas andere Held

Trickster sind eine paradoxe Sippschaft. Mythische Wesen, die irgendwie Götter sind, andererseits aber auch wieder außerhalb der Götterwelt stehen, die in Menschen- und Tiergestalt auftreten, aber auch ihre Erscheinungsform ändern können. (Mit-)Schöpfer und Ruhestörer, Kulturbringer und Feinde jeder Ordnung, Schelme und Schurken, hilfreich und zugleich gefährlich, klug bis zur äußersten Raffinesse und dann wieder so überschlau, dass sie über die eigenen Füße stolpern und am Ende als betrogene Betrüger dastehen. Im späten 19. Jahrhundert sind sie als Typus in den Mythologien nordamerikanischer Indianervölker sozusagen entdeckt worden und haben ihre Bezeichnung erhalten: “Trickster”, was im Englischen Schwindler, Gauner, Schelm usw. bedeutet. Seitdem haben sich Ethnologen und Religionswissenschaftler bemüht, sie zu klassifizieren und zu definieren. Mit dem Ergebnis, dass sie in keine Kategorie passen. Dafür aber hat man auch in den überlieferten Vorstellungswelten anderer Kontinente mehr und mehr Trickster-Figuren ausfindig gemacht – auch außerhalb rein mythologischer Kontexte. Es handelt sich also um ein universales Phänomen von außerordentlicher Bandbreite. Der Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie hat diesem unter dem Titel “Schöpfer, Schelm und Schurke – Der Trickster im mythologischen Zwielicht” (2018) eine eigene Publikation gewidmet.

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