Das magische Silbertäfelchen von Badenweiler

Bei den Ausgrabungen des römischen Heilbades von Badenweiler im Jahr 1784 hat man insgesamt recht wenige Funde geborgen. Einige der bedeutenden Entdeckungen hat der Geometer von Weißensee in seinen detaillierten Grabungsplan vom August 1784 aufgenommen. So weist vor dem westlichen Teil der Südfront eine mit Bleistift eingetragene Inschrift „viele Kohlenreste viele Glasscherben im Schutt“ aus. [1] In der Tat lassen sich Fensteröffnungen anhand von Glasfunden und Fenstersprossen nachweisen. [2] Ebenso erweist eine Beischrift im westlichen Vorhof den „Fundort aller Steininschriften“, zu denen auch jene Fragmente gehören, die wir im Laufe der Bearbeitung der Funde dem Weihestein der DIANA ABNOBA zuweisen konnten. [3] Schließlich erzählt eine weitere Notiz auf dem Grabungsplan unmittelbar außerhalb der Nordwand des Thermalbades von dem „Fundort d. Beschriftung auf Silberplatte u. a Gegenstände“. [4] Die Pläne, die im Zuge der Ausgrabung dieses exorbitant gut erhaltenen Badgebäudes erstellt wurden, sind alle gesüdet. Sie haben – nicht zuletzt dank der Fülle der Beischriften – hohen dokumentarischen Wert. Im Zuge der Grabungen und der Neuaufnahme des Bestandes [5] in den Jahren 1979 bis 1982, durchgeführt vom Verfasser als Vorbereitung zu einem generellen Schutz der Ruine, [6] entstanden die neuen, fotogrammetrisch erstellten Pläne, [7] die in etlichen Details von den früheren Gesamtaufnahmen abweichen, die aber vor allem eine recht andere Baugeschichte [8] sichtbar werden ließ, als in dem Werk von Hermann Mylius dargelegt. Doch das ist nicht das Thema dieses Beitrags.

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“von golde ein rütelin” – Über die Wünschelrute

Liebe Leserinnen und Leser des MYTHO-Blogs,

ein weiteres Jahr findet seinen Abschluss, und obwohl es in der Welt alles andere als zauberhaft zuging und weiterhin zugeht, hat sich der Arbeitskreis für Vergleichende Mythologie dennoch daran versucht, “sich der Magie [zu] ergeben”. Und so haben wir diese, verstanden als eine durch rituelle Handlungen und vor allem durch geheimes Wissen bewirkte Beeinflussung von Mensch, Natur und Kosmos, im ethnologischen, historischen, kulturellen, archäologischen, philosophischen und literarischen Kontext zu ergründen versucht.

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Nordischer Schamanismus

„Wollte Odin seine Gestalt wechseln, dann lag sein Körper wie schlafend oder tot da, er selbst aber war ein Vogel, ein wildes Tier, ein Fisch oder eine Schlange“. (Snorri Sturluson: Heimskringla)

Der germanische Zauberer

Vermeintlicher Forschungsstand ist freilich, dass den nordisch-germanischen Völkern so etwas wie „Schamanismus“ weitestgehend fremd war. Allenfalls ein paar „Spuren“ (Buchholz) oder „Züge“ (Lichtenberger), die „seltsam schamanisch“ (Eliade) bzw. „schamanoid“ (Simek) seien, ließen sich in der nordischen Mythologie finden. In meinem Buch Schamanismus bei den Germanen vertrete ich die gegenteilige Position, dass nämlich die nordisch-germanische Kultur und Religion ganz wesentlich vom Schamanentum gekennzeichnet und geprägt war.

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“Magia reformata”: Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim – Leben und Werk eines Renaissancemagiers, 2. Teil

Der zweite Teil des Artikels über das Leben des Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim schließt unmittelbar an die Ereignisse von Teil 1 an. Agrippa ist immer noch in  Lyon am französischen Hof und hofft weiterhin auf die Gunst seines Protegés, Louise von Savoyen. Diese lässt ihn allerdings durch eine Intrige am Hof endgültig fallen und er muss erneut auf Wanderschaft gehen, um sein Überleben zu sichern.

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“Magia reformata”: Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim – Leben und Werk eines Renaissancemagiers, 1. Teil

Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486-1535) zählt wohl zu den schillerndsten  Gestalten der Magiegeschichte. Sein unstetes Leben, teils bedingt durch die feindlich gesinnte Umgebung, teils durch eigenen Antrieb, steht über das Einzelschicksal hinaus für eine Zeit des geistigen und kulturell-gesellschaftlichen Umbruchs. Der in vielen verschiedenen Künsten versierte Nettesheimer muss, wie manche seiner Zeitgenossen, wirtschaftlichen Reichtum und tiefe Armut erleben, genießt höchste Fürstengunst und fällt wieder in Ungnade. Als gelehrter Philosoph mit humanistischen Zügen verteidigt Agrippa vehement seine naturphilosophischen Ideen und gesellschaftskritischen Ansichten gegenüber seinen Gegnern – ein Charakterzug, der ihn zusammen mit seinem bereits zu Lebzeiten zwiespältigen Ruf; ein Schwarzkünstler und Hexenmeister zu sein, mehrfach in Lebensgefahr und an den Rand der Existenz bringt. Die Beschäftigung mit Magie genießt eben, wie so vieles andere in seinem Leben, einen zwiespältigen Ruf.

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