Die Göttin als Heilige. Vom erstaunlichen nachantiken Leben der Demeter

Im Jahre 1860 hörte der französische Archäologe Lenormant in Eleusis von einem über hundertjährigen griechisch-orthodoxen Priester eine Legende, die folgendermaßen begann: „Die heilige Demetra war eine alte, barmherzige und gutmütige Frau aus Athen, die ihre wenigen Mittel darauf verwendete, armen Leuten zu helfen. Sie hatte eine Tochter mit Namen Kyrà Phrodíte (Frau Aphrodite), die über alle Maßen schön war; kein anderes Mädchen hat man seitdem so hübsch gesehen. Ein türkischer Aghas [niedrigster Titel eines türkischen Militär- oder Zivilbeamten] aus der Gegend von Souli [Ort in Epirus, einer Region in Westgriechenland an der Grenze zu Albanien], ein sehr böser und in der Magie bewanderter Mann, erblickte einst die Jungfrau, als sie ihr goldenes, bis auf die Erde reichendes Haar kämmte, und verliebte sich in sie. Er wartete eine Gelegenheit ab, mit ihr zu sprechen, und als diese ihm gegeben wurde, versuchte er, sie zu verführen.

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Die Mysterien von Eleusis

„(…) heilige Bräuche, die keiner verraten, verletzen, erforschen

darf: denn heilige Scheu vor den Göttern bindet die Stimme.

Selig, wer von den irdischen Menschen je sie gesehen!

Wer aber unteilhaftig der Weihen, der findet ein andres

Schicksal, wenn er weilt im dumpfigen Dunkel.“

Mit diesen Worten wendete sich die berühmte, angeblich von Homer verfasste Demeter-Hymne an diejenigen, die sich in die berühmtesten Mysterien der Antike einweihen lassen wollten oder schon eingeweiht waren: die Teilnehmer der Mysterien von Eleusis.

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