Die Schriftstellerin Gertrude Stein hätte es nicht treffender beschreiben können: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Doch was hat es wirklich auf sich mit der Rose, der erstmals von der antiken griechischen Dichterin Sappho benannten „Königin der Blumen“? Sie ist real: Wir können sie berühren, den Duft riechen, Blütenblätter, Farben und Gestalt mit unseren Augen erfassen. Wir können sie im Blumenladen kaufen, im Garten züchten oder in der freien Natur bewundern. Rund zweihundertfünfzig Arten sind nachgewiesen und wer sich wissenschaftlich mit ihnen beschäftigen mag, ist in der Rhodologie trefflich aufgehoben. Dennoch bleibt die Rose ein Mysterium.
„Über die Rose“ weiterlesenDante der Seelendoktor
Zweifellos wäre es unterkomplex, würde man versuchen, die gesamte Göttliche Komödie auf nur einen Aspekt, wie den psychologischen, zu reduzieren. Viele Ebenen treffen in diesem monumentalen Werk aufeinander und viele Deutungen bieten sich an und scheinen gerechtfertigt. Aber doch wird der psychologischen Dimension fast zu wenig Beachtung geschenkt. In einer der populäreren Sekundärlektüren zu Dante, Kurt Flaschs „Einladung, Dante zu lesen“, gibt es zumindest keinen dezidierten Abschnitt, der sich ausschließlich mit diesem Themenbereich beschäftigt. Andere Faktoren, wie politische Interessen, wirtschaftliche Interessen, historische Zufälligkeiten mit ihren Konventionen wie Genres und intellektuellen Diskursen, lösen die Psyche zwischen sich auf und machen sie zu einem Geist. Jedoch Geist im Sinne von Schemen, Gespenst, nicht im Sinne von spiritus. Eine rein zufällige Form, die sich nur unter einem bestimmten Blickwinkel zeigt, aber nicht aus sich selbst heraus ist. Die Illusion eines Blickes auf den Flügeln eines Schmetterlings, bloße Funktion der natürlichen Auslese.
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