Sterne und Sternbilder in Märchen

Und wie vor Jahrtausenden erzählt uns jede Nacht der nächtliche Himmel die immer wieder neue Geschichte von dem Leiden der Königstochter Andromeda, er erzählt uns von der Strafe ihrer Eltern und der Erlösung durch den jugendschönen Perseus und all die vielen Geschichten, die bewusster gelehrter Sternglaube und volkstümliche Weiterdeutung vor nahezu 2500 Jahren an den Himmel gezaubert haben.

(Wilhelm Gundel: Sterne und Sternbilder im Glauben des Altertums und der Neuzeit, Bonn & Leipzig 1922, S. 80)

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Antiker Mythos in europäischen Volkserzählungen

Vom Ostmittelmeerraum rund um Griechenland haben sich zahlreiche Märchen über ganz Europa verbreitet. Aus mythischen Erzählungen und der griechischen Mythologie haben sich Symbole, Beziehungen und Motive im heutigen europäischen Volksmärchen niedergeschlagen. Angelehnt an die These, das Märchen sei die kleine Schwester des Mythos, weisen die ‚archaischen‘ Märchen im Sujet eine deutliche Verbindung zu Mythen, Ritualen und Stammesbräuchen auf. Besonders in den Tiermärchen haben sich die für mythische Trickstergeschichten charakteristischen Motive niedergeschlagen. Die Zaubermärchen erzählen von den Ehen mit mythischen Wesen, die beispielsweise vorübergehend ihre tierische Haut abstreifen und menschliche Gestalt annehmen, wie im Märchentyp ATU 400[i] Mann auf der Suche nach der verlorenen Frau oder ATU 425 Amor und Psyche. Mythische Motive und Parallelen zu Jenseitswanderungen des Mythos finden wir auch in Märchen über den Besuch anderer Welten zur Befreiung von Gefangenen wie in ATU 301 Die drei geraubten Prinzessinnen.

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Pflanzenbräute und Pflanzenverwandlungen im Zaubermärchen

Die Volksmärchen ranken sich häufig um entzückende Bräute, die in Pflanzengestalt erscheinen, aus ihr er- oder aus einer Pflanze emporsteigen. Metamorphosen von Mensch zu Pflanze und Pflanze zu Mensch finden sich in den Märchen weniger häufig als Tierverwandlungen, dennoch sind sie weltweit anzutreffen. Pflanzenbraut wie Tierbräutigam sind immer Teil einer Zweierbeziehung zwischen Mann und Frau, in der der menschliche Partner eine aktive Rolle bei der Erlösung und der damit einhergehenden Zurückgewinnung der menschlichen Gestalt einnimmt. Allein in den Begrifflichkeiten Pflanzenbraut und Tierbräutigam stoßen wir auf einen großen, wenn auch nicht ausnahmslosen Unterschied – nämlich, dass Tierverwandlungen in Märchen häufig Männer betreffen, während die Pflanzenverwandlung fast immer das weibliche Geschlecht betrifft. Beispiele wie die Schwanjungfrau oder der in einen Baum verwandelte Jüngling aus Grimms Die Alte im Wald gehören zu den selteneren Ausnahmen. Ein weiterer großer Unterschied zu den Tierbräutigamerzählungen und zugleich Merkmal der Pflanzenverwandlungen im Märchen ist, dass letzteren meist keine Verfluchung, Strafe oder böswillige Verwünschung durch Gegenspieler wie Dämonen, Hexen oder den Teufel vorausgehen.

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