Am Himmel hoch

Während wir hier unten auf der Erde dem ganz alltäglichen Wahnsinn nachgehen und dabei eher selten den Blick nach oben richten, ist am Himmel aktuell im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Zumindest wenn man der Presse glaubt, bei der dieser Tag vom “Teufelskometen” die Rede ist. Dabei handelt es sich um einen sogenannten periodischen Himmelskörper, welcher sich der Erde alle 71 Jahre annähert und somit beobachtet werden kann. Sein eigentlicher (und wenig reißerischer) Name lautet 12/Pons-Brooks, und mit dem mythischen Höllenfürsten hat er eher die Assoziation gemeinsam, dass zwei helle Spitzen aus der grün leuchtenden Hülle des Kometen hervorlugten; wohl Ursache von Gasausbrüchen auf der Oberfläche.

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Die Sterne

„Es gibt im Menschenleben Augenblicke

 Wo wir vergessen daß wir einen Punct

Im unermessnen Weltall nur bewohnen!“


schreibt der fünfzehnjährige Nietzsche an seine Mutter, als diese zu Verwandten in den Südharz reist. Danach stellt er eine Liste auf mit den Dingen, die Franziska doch bitte schicken möge: Teelöffel, Oblaten, Kakao, Wäsche, Schlittschuhe. So schnell geht die Reise zwischen den Sternen und dem Alltag hin und zurück. Nietzsche hat sie immer wieder durchmessen. Der Aufstieg und der Absturz, die Melancholie und die Euphorie lagen nah beieinander. Er glaubte nicht an Astrologie und verachtete den Okkultismus. Aber die Sterne richteten ihn auf, spielerisch nahm er ihren Einfluss an. Vor allem aber standen sie für die Sinnenferne, der Blick in das Schwarze des Alls verkleinerte den Menschen ins Unendliche. 1873, da war er keine dreißig Jahre alt, schrieb er einen Essay, der wegweisend für die Nietzsche-Rezeption nach dem Zweiten Weltkrieg werden sollte: „Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn“. Er beginnt wie ein Science-Fiction-Roman (zum Beispiel Douglas Adams‘ Per Anhalter durch die Galaxis):

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