Versuch über den Begriff des Magischen

Als mich die Anfrage erreichte, für diesen Blog einen Beitrag zum Jahresthema “Magie” zu schreiben, hatte ich zunächst vor, mich mit einem speziellen Thema dazu auseinanderzusetzen. Dies wäre, anknüpfend an meine Interessen, möglicherweise die Topografie gewesen. Genauer: sogenannte magische Orte. Oder zumindest das, was häufig und gern derart bezeichnet wird. Doch mir wurde bewusst, dass ich mich zunächst mit dem Begriff des Magischen auseinandersetzen musste. Mit dem, was man allgemein als Magie und als magisch definiert. Denn die Begriffe werden derart überstrapaziert, dass sie kaum noch etwas bedeuten können. Jedwede Naturlandschaft wird mit dem Zusatz magisch versehen. Von magischer Schönheit und Anziehungskraft wird gesprochen, von magischen Stränden, der Magie des Südens oder in tautologischer Steigerung von der zauberhaften Magie des Südens und was der Beispiele mehr sein könnten. Was aber hat es auf sich mit der Magie und dem Magischen? Wodurch wird jemand zum Magier, zur Zauberin, was braucht es, um einen Ort, eine Landschaft zum magischen Ort zu machen? Zaubersprüche und überlieferte Plätze, an denen besondere Kräfte wirksam werden können, sind Jahrtausende alt und auch in der Gegenwart gibt es zahlreiche Menschen, die der Magie Bedeutung zumessen. Was aber sind die entscheidenden Faktoren, die etwas bzw. jemanden qualifizieren, den Zusatz Magie und magisch für sich in Anspruch zu nehmen?

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“Du bist mein Schatten” – Magievorstellungen im alten Mesopotamien

“Sie hexten im Himmel, sie hex[ten] auf der Erde.”
(Auszug Gira-Hymnus – Übersetzung Schwemer, Abwehrzauber, S. 21)

Die Welt, das Leben, unser Denken, Handeln und Fühlen, all unsere Bewegungen und auch unsere Worte – gesprochene wie geschriebene, solche mit und ohne Absicht, Wissen, Zerstreuung oder Erkenntnis erlangen zu wollen – all dem ist ein grundlegender Schlüssel zu eigen, welchem wir uns nur selten bewusst sind: die Wiederholung. Bei Wiederholung denkt man vielleicht an die Jahreszeiten, an Geburtstage, an wiederkehrende Sportereignisse, an das freitägliche Gespräch in der Kneipe oder an den regelmäßigen Austausch beim Lesekreis, vielleicht stellt man sich auch einen mittelalterlichen Benediktinermönch im klösterlichen Skriptorium vor, wie er Handschriften für die hauseigene Bibliothek illuminiert oder abschreibt.

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