Go East 2.0 -Tibetische Horizonte: Shangri-La und Shambhala

Shangri-La ruft

An Bord eines Schiffes ein rätselhafter Mensch, der sein Gedächtnis verloren hat. Ein Neurologe interessiert sich für sein Schicksal: woher kommt er, was ist mit ihm geschehen, kann man seine Erinnerungen zurückholen? Eines Tages spielt der Mann ohne Gedächtnis, Conway heißt er, Chopin am Klavier und nun kehren allmählich die Erinnerungen zurück; er beginnt zu erzählen. Eine lange Geschichte tut sich auf: Ein Flugzeug wird in Nordindien/Afghanistan entführt, an Bord vier Amerikaner und Briten, darunter eine Missionarin. Der Entführer ist allem Anschein nach ein Tibeter. Es kommt zu einem Crash auf einer unbekannten Hochebene des Himalayas. Die vier überleben und machen sich auf den Weg, zu einer Siedlung zu finden. Nach vielen Strapazen kommen ihnen Menschen entgegen und nehmen sie mit in eine abgelegene Klosterwelt. Der Jüngste möchte so schnell wie möglich wieder in die Zivilisation zurück. Die Missionarin sieht hier eine Chance für den Glauben und Konversionen und vertieft sich zu besserem Verständnis in die Kultur und Sprache des Landes. Conway lernt den Lama kennen, die Mönche, die Bibliothek, die die wichtigsten Werke der europäischen Philosophie und Literatur, Werke Asiens und des Westens in vielen Sprachen sowie unveröffentlichte Kompositionen von Chopin enthält, und dies mitten in der einsamen Bergwelt Tibets.

„Go East 2.0 -Tibetische Horizonte: Shangri-La und Shambhala“ weiterlesen

Post aus dem Paradies oder Der imaginäre Monarch und seine Faszination

Von all den Legenden, die die geistige Welt des Mittelalters prägten, ist die Legende – oder sagen wir, der Mythos – vom Priesterkönig Johannes eine der nachhaltigsten gewesen. Im 12. Jahrhundert lief durch Europa die Kunde von einem mächtigen christlichen Herrscher im Osten, der seinen Glaubensbrüdern im Kampf gegen den Islam zu Hilfe kommen würde. Presbyter, d. h. Ältester bzw. Priester, nenne er sich, weil an seinem Hof eine Unzahl weltlicher und geistlicher Würdenträger Dienst tue, unter denen er sich durch einen Akt paradoxer Bescheidenheit auszeichne, wo er doch Herr aller Herren und in Wahrheit der mächtigste Monarch der Welt sei. In seinem Reich herrschten wahrhaft paradiesische Zustände: Überfluss an allem, kein Verbrechen, keine Unmoral; Krankheiten könnten wundersam geheilt werden, Quellen schenkten Jugend und langes Leben.

„Post aus dem Paradies oder Der imaginäre Monarch und seine Faszination“ weiterlesen

China und Japan auf der Schaukel. Kai Vogelsang über die konfliktreiche wie produktive Geschichte einer Beziehung

China und Japan – die Geschichte einer langen Hass-Liebe-Beziehung. Der Hamburger Sinologe Kai Vogelsang hat sich dieser Beziehung gründlich angenommen, in einer Studie von mehr als 500 Seiten. Spielt diese Beziehung für uns in Europa eine Rolle? Ich denke ja. Zum einen ist sie sinnbildlich für alle Beziehungen zu sehen, in denen Machverhältnisse in einem ständigen Wechsel sind – man denke an China/Russland/USA, an Europa und Großbritannien. Auch eine Parallele zu Griechenland und Rom drängt sich auf. Zudem gibt sie uns Auskunft über die Rolle von Kultur und Gewalt in der Geschichte, über die Aneignung und Assimilation von Kulturgütern einer Kultur durch eine andere – und oft auch die Rückaneignung solcher Güter, nachdem sie durch fremde Hände verwandelt worden sind, mal zu ihrem Vorteil, mal zu ihrem Schaden. Das dürfte für die heutige Diskussion um die Rückgabe von kolonialem Raubgut und kultureller Aneignung nicht unwichtig sein. Und drittens handelt es sich um stärkste Industrieländer, deren Beziehung auf unsere globale Ökonomie einen enormen Einfluss hat.

„China und Japan auf der Schaukel. Kai Vogelsang über die konfliktreiche wie produktive Geschichte einer Beziehung“ weiterlesen