In zwei Worte gefasst bin ich ein enttäuschter Weltverbesserer – Stanisław (Herman) Lem (1921-2006)

Autor und Werk

Stanisław Lem, vor 100 Jahren im damals polnischen Lemberg (heute ukrainisch Lviv) geboren, wird in diesem Jahr weltweit geehrt. Das polnische Parlament (Sejm) hat das Jahr 2021 zum Stanisław-Lem-Jahr erklärt. In diesem Jahr wird auch das erste Lem-Videospiel, The Invincible, erscheinen. [1] Im Jahre 2013 war bereits der nach Lem benannte polnische Forschungssatellit im Rahmen des internationalen BRITE-Projekts in eine Erdumlaufbahn geschickt worden. Ohne die Klischeevorstellung vom „Leseland DDR“[2] zu bemühen, möchte ich dennoch die Behauptung wagen, dass es in der DDR nur sehr wenige Menschen gab, die keinen Text von Lem gelesen bzw. die keine Verfilmung eines seiner literarischen Werke gesehen hatten. Wie bei vielen anderen Texten der polnischen Literatur spielte auch bei der Lektüre Lems die Herkunft und der Lebenslauf  zunächst eine eher zweitrangige Rolle. Das, was eigentlich zählte, war das Genre Science-Fiction bzw. Utopie oder Fantasy. Lem war weltweit zu  einer „Science-Fiction-Ikone“[3] avanciert bzw. wurde dazu gemacht:

„In zwei Worte gefasst bin ich ein enttäuschter Weltverbesserer – Stanisław (Herman) Lem (1921-2006)“ weiterlesen

Planet Dante. Ein Reisebericht

Je größer ein Gegenstand ist, desto subjektiver die Zugänge zu ihm. Der Gegenstand hört bei einer bestimmten Größe geradezu auf, Gegenstand, das heißt überschaubar, beschreibbar, berechenbar zu sein. Er wächst über das Vermögen des einzeln Wahrnehmenden hinaus, wie der Berg Mont Sainte Victoire bei Cézanne, der ihn immer wieder neu malen musste. Solche großen „Gegenstände“ sind Meere und Gebirge. Auch die mikrobiologischen Vorgänge gehören dazu, die sich in ihre andere Unendlichkeit verlieren: Das Kleine ist nur der Zipfel eines großen Unsichtbaren. Groß ist die Erde selbst, sodass wir nur durch den Blick aus dem Weltall sehen, wie rund sie ist. Ähnlich die Werke Shakespeares, die Bibel, Leonardo da Vinci. Wie Planeten schwingen sie um unser Bewusstsein und mehr noch um unser Unbewusstes. Auch Dantes Werk ist ein solcher Planet, möglicherweise noch der am wenigsten bekannte. In unseren Breiten ein fast unsichtbarer, der nur von Zeit zu Zeit, je nach Maßgabe des sich feiernden Dezimalsystems, das uns Jubiläen beschert, auftaucht. Einige Astronomen richten kurzzeitig ihre Fernrohre auf den Himmelskörper, echauffieren sich und diskutieren, während er schon längst wieder am Horizont verschwunden ist.

„Planet Dante. Ein Reisebericht“ weiterlesen