Wissenschaft global gesehen – Zu dem Buch „Neue Horizonte“ von James Poskett

„Die Geburt der modernen Wissenschaft in Europa“. So heißt ein 1997 erschienenes Buch des italienischen Historikers Paolo Rossi, das zu Beginn konstatiert; „Es gibt in Europa keinen bestimmten Ort, an dem jene komplexe historische Realität entstand, die wir heute als moderne Wissenschaft bezeichnen. Europa selbst ist dieser Ort“. Und dann ist von Polen wie Kopernikus, Engländern wie Newton, Franzosen wie Fermat, Deutschen wie Kepler, Holländern wie Huygens und Italienern wie Torricelli die Rede, die im 16. und 17. Jahrhundert agierten. Diese europäische Reihe lässt sich über Darwin und Einstein fortsetzen, was zusammen zu der Ansicht führt, „die modernen Wissenschaften“ sind „allein ein Produkt Europas“ (auch wenn seit dem Zweiten Weltkrieg die USA vielfach führend sind). Doch „diese Geschichte ist ein Mythos“, wie der britische Historiker James Poskett in einem Buch darstellt, das im englischen Original „Horizons“ heißt, was der deutsche Verlag mit „Neue Horizonte“ übersetzt hat. Das Attribut soll wohl darauf hinweisen, dass Poskett die Geschichte der Wissenschaften neu erzählt, und tatsächlich fügt er den alten Narrativen – ein Lieblingswort des Autors – zwei wichtige Ergänzungen hinzu.

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Magie in Wissenschaft und Technik

Als Goethes Faust im frühen 19. Jahrhundert erkennen wollte, was die Welt im Innersten zusammenhält, und er mit zunehmender Frustration bemerken musste, dass sein normales Denken nicht an das ersehnte Ziel kommen kann, hat er sich der Magie ergeben und auf engen Kontakt mit dem Teufel eingelassen. Magie klang damals und klingt heute stets so, als ob da etwas Verbotenes passiert, weshalb es wahrscheinlich keine gute Idee des amerikanischen Wissenschaftsautor Arthur C. Clarke war, in den 1960er Jahren darauf hinzuweisen, dass jede einigermaßen fortschrittliche Stufe der technischen Entwicklung schon lange nicht mehr von Magie zu unterscheiden ist, wobei Clarke an den Laser, die ersten integrierten Schaltkreise und die fortschrittlichen Medientechnologien dachte.[1] Zum Glück haben die Menschen nicht die Finger von den mit ihrer Magie lockenden Dingen gelassen, wie man es sonst tut, wenn etwas verboten ist.

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Etwas über Dante

Der Florentiner Dante Alighieri ist 1321 – also vor 700 Jahren – in Ravenna gestorben, und aus diesem Anlass werden viele kluge Menschen viele kluge Dinge über den verehrten Schöpfer der Göttlichen Komödie schreiben. Wer sich auf den Dichter Dante einlässt, kann erfahren, dass er gefordert hat, jeden Text müsse man in vierfachem Sinn auslegen können – einmal im buchstäblichen Sinn, dann im allegorischen Sinn, weiter im moralischen Sinn und schließlich im anagogischen Sinn, wobei anagogisch eine Anleitung zum Aufstieg meint, und zwar „zum Aufstieg in die Sphäre der Glaubenswahrheit“, wie es bei Ernst Robert Curtius in dem Buch zu lesen ist, in dem er 1932 „Elemente der Bildung“ beschrieben hat. Als jemand, der vor allem über Fortschritte und Einsichten der Naturwissenschaften schreibt, möchte ich einmal in knapper Form nachprüfen, ob Dantes vierfache Forderung an Geschriebenes etwa in Sachbüchern erfüllt werden kann.

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